Susanne Maurer / Weitblick
Die Ursprünge der Landschaftsmalerei liegen nicht im Abbilden konkreter Orte, sondern im Erschaffen idealer Landschaften, einem Arkadien, das göttliche Wesen beherbergt. Die Gemälde von Susanne Maurer nehmen die Vorstellung von Landschaft auf, ohne die Realität zu imitieren. Stattdessen entsteht ein Wechselspiel zwischen landschaftlicher Anmutung und malerisch abstrakter Form. Unterstützt wird dies durch die vorzugsweise quadratischen Bildformate, die Platz für eine sich ausbreitende Ebene lassen. An deren oberen Rand wird mitunter Wasser oder ein Gebirge sichtbar, bevor der Blick den Himmel erreicht. Die große Fernwirkung ist den Motiven geschuldet und der Horizontlinie, die entweder sehr hoch oder sehr niedrig angesetzt wird.
Die Farbigkeit orientiert sich an der Natur, erzeugt aber auch Brechungen und Irritationen, in dem sie den naturnahen Kanon überschreitet. In Schichten aufgetragen und teilweise mit sichtbaren Verlaufsspuren versehen, werden sie zu einem eigenständigen Bildinhalt, der wie ein Echo der Natur oder wie eine Erinnerung an einen Seheindruck fungiert. Als Motiv können Felder identifiziert werden, aber keine Siedlungen, Seen liegen in Mulden, aber das Wegenetz bleibt rudimentär. Seltsam unberührt und von Licht durchflutet, erwecken die Landschaften den Eindruck eines unbekannten Landes, dessen Weite sich ins Unendliche zu dehnen scheint.
Die aus Wolfenbüttel stammende Susanne Maurer hat an der Hochschule für bildende Künste in Braunschweig studiert. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Eröffnung: Freitag, 15. November 2024, 19.00 Uhr
Begrüßung: 3. stellv. Bürgermeister Ronald Schütz
Einführung: Julienne Franke, Städtische Galerie Lehrte
Dauer der Ausstellung: bis 19. Januar 2025
Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonntag 14.00 – 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Von Zeit zu Zeit
Menschen aus dem Lager Vinnhorster Weg, Hannover, 1971 & heute
1971 kam der Fotograf Thomas Deutschmann zum ersten Mal in das Obdachlosenlager Vinnhorster Weg im hannoverschen Stadtteil Hainholz. Dreihundert Menschen lebten damals dort, darunter viele Kinder. Thomas Deutschmann besuchte das Lager immer wieder, gewann das Vertrauen der Bewohner und fotografierte ihren Alltag – den Alltag von Menschen, von denen der Rest der Gesellschaft möglichst wenig Kenntnis nehmen wollte.
Es entstand eine umfangreiche Serie von Bildern, die das Leben der Leute im Lager dokumentierte. Samt der Not und dem Elend, aber auch mit dem Trotz, dem Mut, der Selbstbehauptung und der Freude der Bewohner. Ein paar der Bilder hat die Spectrum-Photogalerie im Jahr 1972 gezeigt. In Gänze wurde die Serie nie veröffentlicht.
50 Jahre später haben die Aufnahmen nichts von ihrer Intensität verloren. Und es stellt sich automatisch die Frage: Was ist wohl aus diesen Menschen geworden? So ist das Projekt »Von Zeit zu Zeit« entstanden. Thomas Deutschmann hat sich nach einem halben Jahrhundert auf die Suche gemacht und etliche der Kinder von damals wiedergefunden. Er hat mit ihnen gesprochen, sie haben ihm erzählt, wie es ihnen ergangen ist. Und er hat einige ein weiteres Mal fotografiert.
Das Obdachlosenlager ist inzwischen Geschichte. Hannover und auch der Rest der Bundesrepublik erinnern sich nicht so gern an die Ausgrenzung, die solche Lager bedeuteten. Das Projekt »Von Zeit zu Zeit« lässt das Vergessen nicht zu. Die Bilder erzählen von damals und heute. Und davon, auf welche Weise die Vergangenheit bis in die Gegenwart weiterwirkt. Ergänzt werden die Aufnahmen durch eine politische und historische Einordnung der Lagerwelt von einst und durch Interviews mit den Menschen, die seinerzeit unter diesen Bedingungen ihre Kindheit verleben mussten.
Der Fotograf Thomas Deutschmann wurde 1950 in Bad Harzburg geboren. 1970 bis 1973 absolvierte er eine Ausbildung bei dem hannoverschen Fotografen Joachim Giesel. Dort lernte er auch Heinrich Riebesehl kennen, mit dem er zwei Jahre lang an der damaligen Werkkunstschule zusammenarbeitete. 1981 erhielt Deutschmann den Otto-Steinert-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh). Er fotografierte lange für die Hannoversche Allgemeine Zeitung und für andere Auftraggeber. Heute beschäftigt er sich vorwiegend mit freien Projekten.
Ausstellungseröffnung: Mittwoch, 23. Oktober um 19 Uhr
Ausstellungszeitraum: 24. Oktober bis 24. November 2024
Öffnungszeiten: Do - So von 12 bis 18 Uhr
Galerie für Fotografie
Seilerstraße. 15d
30171 Hannover