Jede Bildwelt, die von einer Künstlerin oder einem Künstler geschaffen wird, ist ein eigener Kosmos, der Vertrautes mit Phantastischem verbindet. In den Arbeiten von Asta Rode begegnet man auf den ersten Blick Dingen, die bekannt sind, einem Wald, einem Haus oder Tier. Und doch wirken die dargestellten Objekte befremdlich. Dinge treffen aufeinander, die so nicht zusammengehören, die Größenverhältnisse entsprechen nicht den Sehgewohnheiten, die Farbigkeit nicht der Realität. Das alles ist gepaart mit einer detailreichen zeichnerischen Struktur, die den einzelnen Gegenständen Realismus verleiht.
Asta Rode nutzt die selten verwendete Technik der Ölzeichnung, um ihren Werken eine einzigartige Handschrift zu verleihen. Diese Technik wird seit dem 17. Jahrhundert künstlerisch genutzt und ist in der modernen Kunst hauptsächlich durch Werke von Paul Klee bekannt.
Die Arbeiten von Asta Rode wirken irritierend. Ein Boot schwimmt durch die Stämme eines Waldes in dem rosa Lampions schweben. Die Farben, die einzelnen Bildbereichen oder Gegenständen zugeordnet sind, verstärken den befremdlichen Charakter der Ölzeichnungen. Eine orangefarbene Lupine wird von einem rosafarbenen Vogel bestaunt, vor einem Raubvogel stehen violette Pilze. Alles ist genau und bis ins Detail erkennbar und doch ist alles fremd und rätselhaft.
Wir sehen die Dinge, ohne sie zu begreifen. Neben figurativen und landschaftlichen Elementen tauchen in den neueren Kohle – Karbon Zeichnungen plastische Elemente wie Kugeln und ovale Formen auf. Sie irritieren, weil die auf ihrer Oberfläche zu sehenden Strukturen abstrakt zu sein scheinen. Betrachtet man sie genauer, wird erkennbar, dass die Kugelformen wie gewölbte Spiegel eingesetzt werden, die ihre unmittelbare Umgebung in verzerrter Form wiedergeben. Das Bildmotiv, meist eine Landschaft, unterliegt einer Verfremdung, die unser Auge nicht direkt in die ursprüngliche Form zurückzuführen weiß. Dies erzeugt eine Spannung bei der Betrachtung der Arbeiten von Asta Rode. Die Form der verzerrten Doppelung eines Bildthemas in einem gewölbten Spiegel gab es bereits in der Renaissance. Während die Künstler damals auf diese Weise ihr malerisches Können unter Beweis stellen wollten, lotet Asta Rode das Verhältnis von Volumen und Linie aus und hinterfragt den Realitätsbegriff im zweidimensionalen Bildraum.
Die Bilder von Asta Rode zeigen, dass jede Begegnung nur eine Annäherung auf Zeit ist.
Julienne Franke