1986 wurde die Begegnung mit der Kykladeninsel Santorin, ihrem landschaftlich geologischen Erscheinungsbild - zu verdanken einem Vulkanausbruch vor ca.3500 Jahren - und ihrer Geschichte (Untergang der Minoischen Kultur) zum auslösenden Impuls für meine künstlerische Auseinandersetzung mit Thema und Motiv der Insel. Nach meinen drei thematisch-künstlerischen Phasen von 1961 bis 1985 (Informel, Landschaftsfigurationen und Tonnen u.Werkzeuge) folgten die Phasen Santorin-Saga und aus einer Inselwelt. Absicht war und ist, gestalterische Transformationen mit Mitteln der Malerei und Plastik für das Partikulare und Fragmentarische von Inseln zu erkunden und in unterschiedlichen Gestaltungsprozessen zu entwickeln. Über die Malweise, die ich dafür benutze, sagt M.Stoeber im Katalog „Panorama 58“ : “Obwohl sich Langer als Künstler auf vielen Feldern bewegt, gegenständlich und abstrakt, realistisch und surreal malt und gestaltet und dabei ganz unterschiedliche Materialien erkundet und ausprobiert, bleibt er in seinen Werken immer kenntlich.“ Auch die aktuelle und zukünftige Gefährdung von Inseln durch den Anstieg des Meeresspiegels als Folge des Klimawandels rückt als weiterer wichtiger Aspekt in den Focus meiner künstlerischen Auseinandersetzung. Mein Ziel ist es, in Malerei und Plastik für all das eine sinnbildhafte, emblematische Form zu finden, wobei kartografische, folkloristische oder touristische Darstellungsweisen ausgeschlossen werden. Als Weiterführung des Inselthemas erscheint mir das „Prinzip Insel“ - von der Zelle des Lebens über das menschliche Individuum bis zur im All schwebenden Erde – als eine spannende Herausforderung für weitere gestalterische Erkundungen. Meine Inselerfahrung sehe ich am besten im folgenden Satz von J.W. von Goethe, aus der ‚Italienischen Reise‘ (1787) reflektiert: “Hat man sich nicht ringsum vom Meere umgeben gesehen, so hat man keinen Begriff von Welt und von seinem Verhältnis zur Welt.“ Ein weiteres Credo meiner künstlerischen Arbeit bringt der Satz von Theodor W. Adorno in seiner ‚Ästhetischen Theorie‘ (!970) zum Ausdruck:“ Kunst ist tatsächlich die Welt noch einmal, dieser so gleich wie ungleich.
“ Bernd M. Langer 10/2020
Homepage: langer.ku-he.de