20250205 gaf countryDer schleswig-holsteinische Fotograf Peter Rathmann (71) bereiste über einen Zeitraum von 18 Jahren die ländlichen Regionen von 34 Staaten der USA. Mit einer Hasselblad-Kamera und auf Film bannte er die urbanen Landschaften in eindrucksvolle topologische Schwarzweißbilder. Seine Fotografien entführen den Betrachter auf eine visuelle Zeitreise, denn in der Provinz scheint die Zeit stillzustehen.

In Rathmanns Fotografien erscheint die Welt wie eine leere Filmbühne. Als wären seine Bilder die verlassenen Kulissen eines Gangsterfilms. Der Vergleich mit Walter Hills „Last Man Standing“ von 1991, der in der Zeit der Prohibition spielt, drängt sich auf. Die Aufnahmen von schlichten amerikanischen Stein- und Holzhäusern, oft in Zentralperspektive aufgenommen, erinnern stilistisch an die Fotografien von Walker Evans und Edward Weston aus den 1950er Jahren und in ihrer Sachlichkeit an die Bildsprache von Bernd und Hilla Becher aus den 1970er Jahren. Dabei adaptiert Rathmann keinen Fotografen explizit. Aber natürlich kannte er sie alle, die sich in ihren Bildern mit den USA auseinandersetzten: Robert Adams, Bruce Davidson, Dorothea Lange, Walker Evans, William Eggleston, Joel Sternfeld oder Steven Shore.

Rathmanns Bilder sind aus Augenhöhe fokussiert und besitzen einen sezierenden, dokumentarischen Charakter. Das Mittelformat als Ausgangsmaterial ermöglicht es ihm, die Materialien der Gebäude – abblätternde Farbe, Risse im Holz, fein ausgearbeitete Fugen von Ziegelschornsteinen und die Details verputzter Wände – mit beeindruckender Detailtreue wiederzugeben. Die Ausrüstung: Hasselblad 501CM/503CW und 80mm Planar-Objektiv, Gitzo-Stativ, Kodak T-Max 100 und 400. Alle Aufnahmen, auch die Still-Life-Bilder und Interieurs wurden mit einer einzigen Brennweite realisiert. Viele von einem Tritt aus, umstürzende Linien zu vermeiden und alles aus Augenhöhe fotografieren zu können.

So sachlich die Bilder auch wirken, der Auslöser für Rathmanns USA-Reisen war eher ein emotionaler. Die Bluesrockband Canned Heat sang 1969 die inoffizielle Woodstock-Hymne »Going up the Country«: »Ich fahre aufs Land. Baby, willst du nicht mitkommen? Ich fahre dorthin, wo Wasser wie Wein schmeckt«. Rathmann nahm den Liedtext viele Jahre später als Aufforderung, denn die USA hatten ihn schon immer interessiert. »Die friedliche Aufbruchstimmung passt so gut zum weiten, ländlichen Amerika«, sagt er im Gespräch mit dem Journalisten und Kunsthistoriker Marc Peschke.

Seinen Lebensunterhalt verdiente Rathmann vor allem als Fotodesigner im Studio mit angewandten Arbeiten im Bereich der Stillife-und Foodfotografie. Die künstlerische Arbeit lag ihm ebenso am Herzen. Neben seinen Auftragsarbeiten widmete er sich immer wieder freien, kreativen Projekten. Erst 2021 begann er, sein umfangreiches Archiv zu sichten. Das fotografische Kapitel USA, wie er es nennt, hat er inzwischen abgeschlossen.


Ausstellungseröffnung am Mittwoch, den 12. Februar 2025, 19:00 Uhr
Ausstellung vom 13. Februar - 23. März 2025, Do. bis So. von 12 bis 18 Uhr

Galerie für Fotografie GAF
Seilerstraße 15d
30171 Hannover

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